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Fotokurs: Wie fotografiert man Polarlichter?

In dieser Online-Lektion erfährst du, wie man Polarlichter richtig fotografiert, welche Einstellungen man wählen soll, was man allgemein zu beachten hat und wie man die Fotos in Lightroom bearbeitet. Damit man die Polarlichter aber überhaupt zu sehen bekommt, müssen ein paar Voraussetzungen wie z.B. das Wetter stimmen. Nebst der Wetterprognose gibt es auch "Polarlicht-Alarm-Systeme", die über die Intensität der Polarlichter Auskunft geben.

Wie fotografiert man Polarlichter? Auch genannt Aurora Borealis oder Nordlichter - eine einfache Anleitung
Der Traum jedes ambitionierten Landschaftsfotografen: Die Aurora Borealis

Wie fotografiert man Polarlichter?


Du fährst in den Wintermonaten in den hohen Norden mit der Absicht, tolle Fotos von den Nordlichtern zu schiessen? Dich beschäftigt die Frage, mit welchen Kameraeinstellungen man die Aurora Borealis festhalten soll? Was sind überhaupt Polarlichter und gibt es Vorhersagen, wo sie zu sehen sind? Auf all diese Fragen werde ich in diesem Bericht näher eingehen. Für alle jene, die sich nicht für das Hintergrundwissen interessieren,  habe ich ganz unten im Bericht eine einfache, verständliche Checkliste zum Ausdrucken und Mitnehmen eingefügt. Diese Anleitung erklärt dir Schritt für Schritt wie du vorgehen musst, ohne über grosses Fotografie-Wissen verfügen zu müssen.

Was sind Polarlichter?

Wie es der Name bereits sagt, sind die Polarlichter an den Polen zu sehen. Oftmals wird auch der Name "Nordlicht" verwendet (wissenschaftliche Bezeichnung: Aurora Borealis). Natürlich gibt es entsprechend auch das "Südlicht" (wissenschaftlich Aurora Australis). Über Wikipedia erhält man folgende Erklärung: "Das Polarlicht ist eine Leuchterscheinung durch angeregte Stickstoff- und Sauerstoffatome der Hochatmosphäre (Elektrometeor), die in Polargebieten beim Auftreffen beschleunigter geladener Teilchen aus der Erdmagnetosphäre auf die Atmospähre hervorgerufen wird. Polarlichter sind meistens in zwei etwa 3 bis 6 Breitengrade umfassenden Bändern in der Nähe der Magnetpole zu sehen." (Quelle: Wikipedia)

Alles klar? Wer es noch genauer haben will, findet weitere Erläuterungen unter angezeigtem Link. Mir persönlich reicht die Erklärung bis hier hin und ich gebe mich damit zufrieden, dass die Polarlichter einfach wunderschön sind zu fotografieren. Und ich schreibe absichtlich "fotografieren", weil die türkis-grünen Farben kommen auf den Aufnahmen definitiv mehr zum Vorschein als bei bloser Betrachtung per Auge.

Persönlich mein bisheriges Polarlicht-Lieblingsbild: Die Kreisform des Lichts und die Spieglung im Meer waren fantastisch
Persönlich mein bisheriges Polarlicht-Lieblingsbild: Die Kreisform des Lichts und die Spieglung im Meer waren fantastisch

Wo und wann kann man Polarlichter sehen? Gibt es Vorhersagen?

Wie es der Name sagt kann man die Polarlichter in der Nähe der Pole sehen. Viele fotobegeisterte Personen reisen dazu nach Skandinavien in die Länder Norwegen, Finnland oder Schweden. Aber natürlich kann man die Lichter auch in Kanada oder in Ländern nahe dem Südpol sehen. Nur, wer wie ich denkt mit einem kurzen Trip in den Norden sei es bereits getan, kann sich (ent-)täuschen. Um die Lichter wirklich sehen zu können, sofern sie dann auch entsprechend aktiv sind, muss auch der Himmel wolkenfrei sein. Wie ich in meinen Lofoten-Reiseberichten geschrieben habe, ist dies leider nicht selbstverständlich. Bisher verbrachte ich mehrere Ferienwochen auf den Lofoten resp. in Tromsø, und nur für kurze Zeit von weniger als je einer Stunde sah ich bisher frei zum Himmel, exakt dann waren auch die Polarlichter aktiv (Reiseberichte). Von anderen Kollegen wiederum habe ich erfahren, dass sie eine Woche durchgehend freie Sicht hatten. Der Faktor Wetter ist ausschlaggebend, ob man Polarlichter sehen wird oder nicht.

Es lohnt sich also, im Nordenurlaub stets etwas den Wetterbericht zu verfolgen, obschon auf den Lofoten darauf wenig Verlass ist. Weiter gibt es zahlreiche Webseiten und Apps, welche Auskünfte über die Polarlicht-Aktivitäten erteilen. Persönlich empfehle ich folgende Informations-quelle am meisten:

  • Das Gespräch mit den Locals vor Ort :-) Irgendwie war dies bisher stets am genausten!
  • Website "NorwayLights" (Link)

Abschliessend vielleicht noch der wichtigste Tipp: Wenn du es mit der Polarlicht-Fotografie wirklich ernst meinst, dann gibt es nur eine Methode: Einfach mal aufbrechen und rausgehen! Das Wetter ändert so oft und schnell, wer daheim in der warmen Stube auf den entscheidenden Moment wartet, wird nicht bereit sein wenn es los geht. Suche dir bei Tageslicht einen "schönen" Standort aus, fahre abends dort hin und warte. Zwar ist nicht garantiert, dass du schöne Fotos mit nach Hause bringst, aber ganz sicher viel "Entschleunigung".

Vorbereitungen: Gute Bekleidung und warme Getränke

Wie ich in meinen anderen Norwegen-/Lofoten-Berichten mehrmals erwähnt habe, ist gute Bekleidung essentiell um sich auf die Fotografie fokussieren zu können. Ganz rasch unangenehm kann es an Händen und Füssen werden. Beim Schuhwerk empfehle ich nebst guter Isolation und Wasserfestigkeit auf eine gute Fütterung zu achten (z.B. Lammfell). Persönlich kann ich den Winterstiefel "Meindl Garmisch" sehr empfehlen. Um die Hände warm zu halten macht sich bezahlt mit mehreren Schichten zu arbeiten, also eine Kombination von dicken Fausthandschuhen um zu wärmen und darunter feine Fingerhandschuhe um die Einstellungen an der Kamera vornehmen zu können. Es gibt auch Handschuhe, wo man den "Faust-Teil" aufklappen kann, solche Modelle eignen sich hervorragend (siehe Beispiel). Abschliessend beachte: Den grössten Teil der Körperwärme verliert man über den Kopf! Unbedingt eine warme Wintermütze oder Dauenjacke mit Kapuze tragen. Persönlich schwöre ich auf die Odlo-Dauenjacken mit Kapuze.

Bei längerer Outdoor-Aktivität wärmt man den Körper am besten von innen mit warme Getränken (z.B. Tee und Kaffee). Die Getränke musst du unbedingt in hochwertigen Thermoflaschen mitführen, ansonsten kannst du zusehen wie deine Flüssigkeiten den Aggregatszustand von flüssig zu fest verändern, sprich gefrieren. In meinem Bericht "Autofahren auf den Lofoten" verweise ich zudem auf die Vorteile eines Mietwagens mit Standheizung. Gerade bei starken Minustemperaturen ist man dankbar, wenn man sich zwischendurch im Auto mal aufwärmen kann.

Erforderliche Foto-Ausrüstung

Die nachfolgenden Produktehinweise enthalten Affiliate-Link*. Folgende Ausrüstung benötigst du minimal:

  • Stativ, z.B. ein Manfrotto BeFree (Link)
  • Foto-Kamera
  • Weitwinkelobjektiv mit "guter" Lichtstärke, persönlich bevorzuge ich folgende Produkte:
    - Sony 14mm f1.8 GM (Link), preiswerte Alternative: Sigma 14mm F1.8 (Link)
    - Sony 20mm F1.8 (Link)

PS: Natürlich ist es mit einer preiswerten Einsteigerkamera und einem günstigen (Weitwinkel-)Objektiv möglich, Polarlichtaufnahmen zu machen. Professionelleres Equipement führen tendenziell einfach zu besseren Ergebnissen.

Kameraeinstellungen für die Polarlichter-Fotografie

Je nach Lichtverhältnisse (z.B. ob der Mond den Himmel aufhellt oder Licht in der Umgebung vorhanden ist) ändern die Einstellungen geringfügig und müssen entsprechend angepasst werden. Grundsätzlich starte ich jedoch ungefähr mit folgenden Einstellungen im manuellen Modus:

  • Brennweite: Kleinste Brennweite, die das Objektiv zulässt, z.B. 14mm oder 20mm
  • Lichtstärke: Zwischen f2.8 bis f1.4
  • Sensor-Empfindlichkeit: ISO800
  • Verschlusszeit: 15 Sekunden

Achte darauf, dass der Auslöser mit 2 Sekunden Verzögerung eingestellt ist. Ausser du löst mit einem Fernauslöser aus. Sollte dein Bild zu dunkel wirken, dann erhöhe leicht den ISO-Wert (z.B. auf 1000), verlängere die Verschlusszeit (z.B. 20 Sekungen) oder steigere die Lichtstärke (z.B. auf f2.0). Verfahre umgekehrt, sollte das Bild zu hell sein. Um das Bild im Nachgang optimal mittels Adobe Lightroom bearbeiten zu können, sollte die Belichtung der Aufnahem "ausgewogen" sein. Beachte: Das Polarlicht auf dem unbearbeiteten Foto muss noch nicht im bekannten "türkis-grün" leuchten. Diese Lichtstimmung kann nachträglich noch herausgearbeitet werden.

Fotografisches Vorgehen

Wie schon in den Foto-Lektionen beschrieben, wiederholen sich diese Schritte permanent, entsprechend fällt die Beschreibung der einzelnen Schritte etwas kurz aus:

  1. Prüfe in der Unterkunft bei Licht deine Fotoausrüstung, insbesondere dass Speicherkarte und Akkus bereit sind.
  2. Stelle da die Grundeinstellungen wie oben empfohlen ein und treffe alle Vorbereitungen, damit deine Kamera rasch aufs Stativ aufgesetzt werden kann.
  3. Fahre zum Standort, welchen du tagsüber resp. bei Tageslicht erkundet hast (inkl. Zugangswege und Abstellplätze für das Auto). Nachts neue Plätze erkunden, davon rate ich eindringlich ab!
  4. Beim Erreichen des Standorts: Stelle das Licht des Autos so rasch als möglich ab und vermeide unnötige Fahrten (die Wahrscheinlichkeit wird hoch sein, dass bereits andere Fotografen ebenfalls sich in Position begeben haben. Das Licht deines Autos stört deren Aufnahmen).
  5. Verharre 2-3 Minuten neben deinem Auto und gewöhne deine Augen an das dunkle Licht.
  6. Verschiebe an deinen Foto-Standort möglichst ohne Licht (und wenn, blende das Licht bitte ab).
  7. Stelle dein Stativ mit Kamera auf und prüfe deinen Bildaufbau (Vordergrundmotiv, Drittelregel, Anteil Himmel etc.).
  8. Stelle den Fokus richtig ein! Siehe Foto-Lektion #6
  9. Mach ein paar Probeaufnahmen. Prüfe ob du mit der Ausleuchtung des Bildes und mit der Schärfe zufrieden bist (in der Bildansicht hinein zoomen).
  10. So, ab nun heisst es warten bis die Polarlichter am Himmel sichtbar werden, sich dabei bereit und warm halten (don't forget the hot coffee!) - Viel Erfolg!

Behelf für den Download

Download
Pocket Guide
Die wichtigsten Tipps und Empfehlungen für die Polarlichter-Fotografie kompakt zusammengefasst.
Polarlichter_Fotografieren.pdf
Adobe Acrobat Dokument 207.3 KB

Nachbearbeitung Mit Lightroom


Sind die Fotos endlich im Kasten, kann man die Aufnahmen mittels Lightroom noch nachbearbeiten. Meine Tipps werde ich hier in Kürze noch ergänzen.

Bildbearbeitung durch Adobe Lightroom
Wie alles in der Fotografie ist auch die Nachbearbeitung Geschmacksache. Mir persönlich gefallen kräftige, gesättigte Farben. Im Bild ein Vorher-Nacher-Vergleich von einer Szene in Hamnøy, Lofoten/Norwegen.

Impressionen



Unterkunft-Empfehlung: Lofoten zentral gelegen

Unsere favorisierte Gegend für den Lofoten-Urlaub war bisher stets Leknes. Da haben wir bereits einige Unterkünfte ausprobiert und bis anhin hat uns das Lofoten BaseCamp, Skreda (Link) am besten gefallen. Ebenfalls top sind die 3 Lofothytter, kleine moderne Häuschen (siehe Airbnb) ca. 200m nord-östlich von BaseCamp gelegen. Von diesem Standort aus hat man die beste Ausgangslage, um abends an die traumhaften Strände zu fahren um Polarlichter zu fotografieren.

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Erstelldatum: 21.03.2021 | Letzte Aktualisierung: ...

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